Geschichte des SPV

Geschichte des Salzburger Pressvereins1 ab 1908.

1908
Artikel zur Gründung des Salzburger Pressvereins in der „Salzburger Chronik“.
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12. 12.1908, S. 11


Am Mittwoch, 09. Dezember 1908, genehmigte der Deutsche Reichstag in Berlin nach mehrtägiger Debatte eine Gewerberechtsnovelle zur Regelung der Arbeit von Frauen und Jugendlichen. Am gleichen Tag fand in Salzburg die Gründungsversammlung des Salzburger Pressvereins statt.

Im Gasthaus „Zum Tiger“ fanden sich aus diesem Anlass „im Dienste von Kirche und Gesellschaft“ – konkret: zur Sicherung der Salzburger Chronik – folgende Persönlichkeiten ein:

Dr. Balthasar KaltnerWeihbischof
Alois WinklerDomkapitular
Dr. Andreas EberharterTheologieprofessor
Peter JeglingerKapitular
Johann HotterDechant in Hallein
Johann FürstauerDechant in St. Johann
Christian PerkmannStadtpfarrer
Paul KrennwallnerAbgeordneter
Franz SchoosleitnerLH-Stellvertreter
Franz SchmitzRedakteur
Paul GeppertArchitekt
Alois DickKaufmann in Saalfelden
Sebastian LechnerKaufmann in Hallein
Daniel EtterDomvikar

Die Proponenten bildeten dann auch den Vorstand. Zwei Tage später, am 11. Dezember 1908, erfolgte bereits bei der konstituierenden Sitzung die formelle Übernahme der Salzburger Chronik. Die katholisch ausgerichtete Zeitung war 1865 gegründet worden und erschien zuerst nur wöchentlich, ab 1867 in drei Ausgaben pro Woche und ab 1882 an jedem Werktag. Für den neu gegründeten Salzburger Pressverein stellte die Herausgabe der Chronik eine willkommene Möglichkeit dar, auf inhaltlicher Ebene der Dominanz liberaler und antikirchlicher Druckwerke etwas entgegensetzen zu können. Den Konservativen musste die liberale Presse als erdrückende Übermacht erscheinen – wirtschaftlich, auflagenmäßig und qualitativ.


Tatsächlich waren die Kräfteverhältnisse zu diesem Zeitpunkt ungleich verteilt. Die Chronik konnte bestenfalls auf den Klerus und eine überschaubare Anzahl christlich-sozialer Abonnenten bauen. Das Salzburger Volksblatt erfreute sich einer vielfach größeren Verbreitung und schmähte den lästigen Mitbewerber als „Amtsblatt des Kardinal-Fürsterzbischofs von Salzburg“2. Deutlicher war schon im Jahr ihrer Gründung die sozialdemokratische Salzburger Wacht geworden, indem sie den sich abzeichnenden Kulturkampf als „Kampf zwischen geistiger Kultur und Pfaffentum, zwischen Geistesfreiheit und Knechtung“3 beschrieb. Auf diesen Kampf wollte man sich künftig mit Bleilettern auf Zeitungsseiten einlassen.


Seit Jahrzehnten existierten in so gut wie allen Bundesländern bzw. Diözesen unter verschiedenen Bezeichnungen „Pressvereine“: in Graz-Seckau (seit 1869), Linz (seit 1870), St. Pölten (seit 1874), Vorarlberg (seit 1889), Klagenfurt (seit 1891), Wien (seit 1894) und Tirol mit Sitz in Brixen (seit 1907).4


In der Erzdiözese Salzburg hatte 1870 der Vorgänger des Salzburger Pressvereins, der „Katholisch-politische Pressverein“ mit der Zielsetzung eines eigenen Buch- und Pressewesens seine Tätigkeit aufgenommen. Er hatte sich zwar zehn Jahre später mangels finanzieller Möglichkeiten aufgelöst, hinterließ aber, gewissermaßen als literarisches Erbe und andauernde wirtschaftliche Herausforderung, die Salzburger Chronik.Die Zeitung bildete damit die Klammer zur Zweitgründung im Dezember 1908.



Das in der Linzer Gasse 22 gelegene Vereinslokal „Zum Tiger“ wurde 1944 von einer Bombe zerstört.
Stadtarchiv Salzburg, A. Baumgartner. J. Badigrubers Gasthof „Zum Tiger“ in Salzburg.



Dr. Andreas Eberharter, Theologieprofessor und erster SPV-Obmann.
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“. Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 7 / Archiv SPV


1909

Die Salzburger Chronik erschien mit täglich mindestens zehn Seiten Umfang, wobei vier davon dem „Unterhaltungsbedürfnis“ der geneigten Leserschaft zugestanden wurden. Die Redaktion war im Pustet-Haus in der Sigmund-Haffner-Gasse eingemietet, wo auch der Druck der Zeitung erfolgte. Der für den politischen Teil und das Feuilleton zuständige Berufsjournalist Franz Eckart und der für den übrigen Inhalt verantwortliche Karl Held leisteten gute Arbeit, womit sie zu einem bemerkenswerten Aufschwung der Zeitung wesentlich beitrugen. Druck, Redaktionsgehälter, Spesen und Prozesskosten summierten sich trotzdem zu einem veritablen Kostenüberhang. Das Defizit von 3.736 Kronen bestärkte den Vorstand darin, eine Änderung des Druckvertrags mit Pustet anzustreben. Gleichzeitig hielt man bereits Ausschau nach einer geeigneten eigenen Druckerei.


1910

Im Jahr 1910 kauft der SPV die Zaunrith’sche Druckerei.
Bergstraße 12 ist heute Sitz des Salzburger Pressvereins.
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12.04.1914, S. 45


Eine ebenso zukunftsträchtige wie von Beginn an intendierte Weichenstellung gelang dem Salzburger Pressverein (SPV) am 23. November 1910 mit dem Kauf der Zaunrith’schen Buchdruckerei in der Bergstraße 12. Die Verhandlungen mit Pustet, dem bisherigen Drucker der Chronik und damit einem zweiten potenziellen Übernahmekandidaten, waren gescheitert. Der Kaufpreis für die Zaunrith’sche Druckerei (Liegenschaft, Maschinenpark und Papierlager) belief sich auf die stolze Summe von 174.000 Kronen, was der heutigen Kaufkraft von rund einer Million Euro entspricht. Weitere 115.000 Kronen waren für neue Maschinen und erforderliche Umbauten zu veranschlagen, 2.500 Kronen für Architektenkosten.


Aus heutiger Sicht mutet es abenteuerlich an, mit welchem Weitblick und unerschütterlichen Optimismus die verantwortlichen Vorstandsmitglieder ans Werk gingen. Der neu gegründete Verein verfügte schließlich über kein Eigenkapital. Man musste sich mit vorgeschossenen Mitteln des Katholischen Universitätsvereines, des Borromäums und einem Kredit der Salzburger Sparkasse behelfen. Welcher Risk Manager einer Bank würde heute grünes Licht für eine Kreditzusage geben, wenn ein auf Spenden angewiesener Verein, der eine defizitäre Zeitung verlegt, den Erwerb einer stattlichen Immobilie in Zentrumslage anstrebt? Der Erfolg sollte den Gründungsmitgliedern des Salzburger Pressvereins langfristig Recht geben.

Gebäude der Zaunrith’schen Buchdruckerei in der Bergstraße.
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12.04.1914, S. 15

1911

Emil Funder, der Sohn eines Zuckerbäckers, wird 1910 mit der technischen Leitung der Druckerei betraut.
Stadtarchiv Salzburg, Emil Funder


Die Salzburger Chronik und der 1901 gegründete, ursprünglich bei Pustet gedruckte Salzburger Volksbote konnten im eigenen Haus in der Bergstraße 12 produziert werden. In den Statuten wurde der Vereinszweck merklich ausgeweitet: Neben der Herausgabe und Herstellung periodischer Druckwerke zog man nun auch die Erwerbung von Druckereien, Lithographien, Buchbindereien sowie Buchhandlungen in Betracht. Der Vorstand tagte von nun an alle zwei Wochen, wobei er eine seiner Hauptaufgaben in der Gewinnung und Sicherung zusätzlicher Druckaufträge sah. Im November 1911 wurde Emil Funder als Nachfolger von Hans Greiner, den man im Zuge des Druckereikaufs mit übernommen hatte, zum Direktor bestellt.

1912

Mängel an den Setzmaschinen machten deren Umtausch und damit eine Vergrößerung des Maschinensaals erforderlich. Emil Funder schlug darüber hinaus die Einrichtung einer Buchbinderei vor. Weil eigenes Betriebskapital fehlte, borgte man neuerlich Geld, diesmal vom 1875 gegründeten Katholischen Bücherverein.

1913

Die erste Rotationsmaschine schafft die Voraussetzungen für eine deutlich effizientere Zeitungsproduktion.
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“. Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 17 / Archiv SPV


Die Hereinnahme weiterer Druckaufträge, unter anderem der Landwirtschaftszeitung, erlaubte die Anschaffung der ersten Rotationsmaschine. Drucktechnisch brach damit in der Bergstraße 12 eine neue Ära an. Die Neuerwerbung ermöglichte nicht nur ein größeres Format – und ein Gleichziehen mit der führenden Tageszeitung, dem Salzburger Volksblatt –, sondern auch deutlich verkürzte Produktionszeiten. Damit war man endlich in der Lage, die Chronik auch auf dem Land am Erscheinungstag zuzustellen. Die Verbreitung in der Stadt ließ trotz der 61 eingerichteten Verschleißstellen noch zu wünschen übrig. Außerhalb der Landeshauptstadt legten aber schon 691 Gast- und Kaffeehäuser die Zeitung auf.

1914

Das Defizit derChronik konnte annähernd halbiert, das „Inseratenwesen“ verbessert werden. Auch die Kundenaufträge verzeichneten einen leichten Zuwachs. Die Bilanz der Druckerei wies einen erfreulichen Reingewinn von 8.500 Kronen aus, der Erste Weltkrieg ließ keinen Spielraum für größere Ausbaupläne.


Der Erste Weltkrieg macht größere Ausbaupläne unmöglich – ein Basisinventarium kann bis dahin bereits aufgebaut werden (Handsetzersaal, Verwaltung, Setzmaschinen-Abteilung).
Die erste Rotations-Maschine schaffte die Voraussetzungen für eine deutlich effizientere Zeitungsproduktion.
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12.04.1914, S. 15


Der Ausschuss des Pressvereins am Vorabend des Ersten Weltkrieges. V.l.n.r.: Prof. Dr. Franz Forstner (Lehrer), Dr. Robert Huber (Schriftführer), Alois Winkler (Domkapitular), Daniel Etter (Domdechant) und Paul Geppert (Architekt).
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12. April 1914, S. 13

1915

Die Jubiläumsausgabe der Salzburger Chronik erscheint ein Jahr verzögert (1915).
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12. April 1914, S. 13


Im zweiten Kriegsjahr profitierte die Druckerei zwar vom Auftrag für Lebensmittelkarten und von der Produktion sogenannter „Soldaten-Lektüre“. Wichtige Mitarbeiter waren aber einberufen worden, was dem restlichen Personal erhebliche Mehrleistungen abforderte. Ein erbitterter Tarifkampf im Buchdruckergewerbe, in dem sich der Salzburger Pressverein mit anderen Druckereien solidarisch erklärte, verzögerte die Herausgabe der Festnummer zum 50. Bestandsjubiläum der Salzburger Chronik.


Die Vollversammlung billigte den Kauf der „Katholischen Vereinsbuchhandlung“ in der Dreifaltigkeitsgasse 12 (heute: Rupertus Buchhandlung) vom Katholischen Bücherverein. Schon im ersten Geschäftsjahr verzeichnete man 13.000 Kronen Reingewinn, was einem deutlich gesteigerten Lesebedürfnis in schwieriger Zeit geschuldet war. So erzielte etwa das Kriegsgebet von Weihbischof Ignaz Rieder eine Verkaufsauflage von 300.000 Exemplaren.


1918

Hermann Rutzky, der Emil Funder schon während dessen Militärdienstzeit vertreten hatte, löste ihn als Druckerei-Direktor ab.

1919

Für 185.000 Kronen wurde das in höchstem Maße sanierungsbedürftige „Lodronstöckl“ (Dreifaltigkeitsgasse 13 / Makartplatz 4) vom Priesterhausfonds erworben. Man erhoffte sich damit die Schaffung eines günstigeren Lokals für die Vereinsbuchhandlung.

Die zehnte Jahresversammlung 1919 konstatierte „mit Stolz und Befriedigung“, erstmals seit der Vereinsgründung vollkommen schuldenfrei dazustehen. In den kommenden Jahren strebte man keine weiteren Akquisitionen, sondern eine nachhaltige Konsolidierung der Geschäftstätigkeit an.

1922

Gräfin Carola Blome (vordere Reihe, 3.v.l.), die erste Frau als Mitglied im Salzburger Pressverein, rechts daneben die Präsidentin des Roten Kreuzes Exzellenz Saint-Julien.
Klara Dederichs, Gräfin Carola Blome und die Katholische Frauenorganisation: 1877–1951; eine biographische Skizze und ein Überblick über ihr soziales Werk und ihr Wirken. Salzburg 1963. Undatiert. Scan: Stiftsarchiv St. Peter


Die selbst auferlegte finanzielle Zurückhaltung der Salzburger nutzte der expansionsfreudige Steirische Pressverein zum Erwerb der Druckerei und Verlagsbuchhandlung Anton Pustet. In der Salzburger Bergstraße läutete indes eine längst überfällige Statutenänderung (in §5 war als Voraussetzung für die Mitgliedschaft „männlichen Geschlechtes“ zu streichen) das Ende des reinen Männerbundes ein: Gräfin Carola Blome trat am 7. November 1922 in ihrer Funktion als Vorsitzende der Katholischen Frauenorganisation dem Salzburger Pressverein bei.


Dr. Franz Rehrl nahm auch als Landeshauptmann (ab 1922) an so gut wie allen Sitzungen teil, er verlegte sie höchstens aus Zeitgründen in seine Amtsräume im Chiemseehof.



Die fünf Schwestern Blome, ganz rechts: Carola Blome.
Klara Dederichs,
Carola Gräfin Blome und die Katholische Frauenorganisation: 1877–1951; eine biographische Skizze und ein Überblick über ihr soziales Werk und ihr Wirken. Salzburg 1963. Undatiert. Scan: Stiftsarchiv St. Peter



Im Jahr 1922 erwirbt der Salzburger Pressverein die Druckerei und Verlagsbuchhandlung Anton Pustet. Auf dem Ausschnitt aus der „Salzburger Chronik“ – das einzige bekannte Bildnis, das den Buchbinder und -händler Anton Pustet (gest. 1894) zeigt.

ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 12. April 1914, S. 5

1923

Gruppenfoto vor dem Priesterseminar zum Anlass von „300 Jahre Theologische Fakultät in Salzburg“ (mit SPV-Gründungsobmann Dr. Andreas Eberharter) 1923.
Archiv der Erzdiözese Salzburg / Carl Pospesch


Der Salzburger Pressverein übernahm vom Katholischen Bauernbund die Rolle des Eigentümers, Verlegers und Herausgebers des Salzburger Volksboten. Die nunmehrige Wochenzeitung sollte sich in den Folgejahren gut entwickeln und beachtliche Erträge abwerfen.


1924

Die Nachkriegsschwierigkeiten galten als einigermaßen überwunden, die Ertragslage erlaubte vorsichtige Neuinvestitionen. Haupt- und Nebengebäude erhielten eine Zentralheizung, durch eine Hofüberdachung wurde ein zusätzlicher Maschinensaal gewonnen. Eine rationellere Produktion der Tageszeitung, Qualitätssteigerung bei den übrigen Druckerzeugnissen und verbesserte Arbeitsbedingungen waren die Folge. Die Kosten von rund zwei Milliarden Kronen konnte man ohne Aufnahme von Fremdmitteln bestreiten.5

1928

Der Erwerb eines angrenzenden Grundstücks ermöglichte die Erweiterung des Maschinensaals auf 600 Quadratmeter. Die Redaktion konnte ruhige und größere Räume beziehen. Im gesamten Gebäude wurden neue elektrische Leitungen verlegt. Sichtbares Zeichen der wirtschaftlichen Ertragskraft war nicht zuletzt die Installation einer vollautomatischen Telefonanlage mit vier „Staatsanschlüssen“ – Telefon-Nummern 2000 bis 2003 – und zahlreichen Sprechstellen.

1929


Erzbischof Ignatius Rieder
Archiv der Erzdiözese Salzburg (Traub, Paap)


Erzbischof Ignatius Rieder nahm am 24. November die Einweihung der vergrößerten Druckerei vor. Die zum gemeinsamen Festessen geladene Belegschaft umfasste bereits 74 Männer und Frauen.

1931

Trotz der Wirtschaftskrise konnte die Druckerei noch einen Reingewinn von 48.000 Schilling erzielen. Die Chronik bilanzierte („wie immer“, wie der Vorstand reichlich desillusioniert festhielt) negativ. Landeshauptmann Rehrl fungierte als Finanzreferent mit einem stark aufgewerteten Vorstand faktisch allein, zumal in den Jahren 1930 bis 1933 erstmals keine Vollversammlung tagte.

1932

Der Salzburger Pressverein erwarb die „Villa Hexerl“ mit 6150 m2 Grund in der Gaisbergstraße 11 von den Arenberg’schen Erben als Wertanlage.

1934

Nach dem plötzlichen Tod Direktor Rutzkys legte der Vorstand die Leitung in jüngere Hände. Josef Horninger und Max Dasch, der bereits 1917 als Lehrling eingetreten war, erhielten die Prokura, bis Dasch 1937 zum alleinigen Direktor bestellt wurde.

1935

Weitsicht, Pessimismus und Pragmatismus zugleich verrät eine Statutenänderung aus dem Jahr 1935, die dem Salzburger Pressverein nach außen hin jeden politischen und religiösen Charakter absprach, „damit bei eventuellen Ereignissen wie in Deutschland der Verein nicht angegriffen werden kann“. Das Attribut „politisch“ bei Verein und Zeitschriften wurde eliminiert, auch die Katholische Vereinsbuchhandlung sollte zur Vereinsbuchhandlung werden. Der Vereinszweck lautete nunmehr:


  • Die Ausübung des Preßgewerbes;
  • die Herstellung und Verbreitung von Drucksorten und periodischen Druckschriften aller Art;
  • die Erwerbung und Führung aller zur Erreichung des Vereinszweckes ad a) und b) nötigen und zweckmäßigen Anstalten und Einrichtungen und Unternehmungen, insbesondere die Erwerbung und Führung der hierzu erforderlichen Druckerei, Lithographie und sonstigen Anstalten und Einrichtungen, ferner die Erwerbung von Buchhandlungen und Buchbindereien sowie die Erlangung der zum Betriebe dieser Unternehmungen nach den gewerblichen Vorschriften erforderlichen Konzessionen und sonstigen behördlichen Bewilligungen.

Die Werbeabteilung mit der Bezeichnung Österreichisches Propaganda-Büro erwirtschaftete mit seinen 15 Litfaßsäulen und über 100 Plakattafeln in Stadt und Land einen Reingewinn von 13.000 Schilling. Damit konnte der Vorstand der Anschaffung einer Tiefdruckanlage aus der Liquidationsmasse der Salzburger Wacht zustimmen.

Auf der Kostenseite schlug dem Kassabericht zufolge der Sprenganschlag einer vermutlich nationalsozialistischen Gruppe mit 5.800 Schilling zu Buche.

1936

Kundgebung des mit dem Salzburger Pressverein eng verbundenen Katholischen Bauernbund zum Goldenen Priesterjubiläum von Sigismund Waitz 1936. Noch in der Zwischenkriegszeit, 1923, hatte der SPV vom Katholischen Bauernbund die Herausgabe des Salzburger Volksboten übernommen.
Archiv der Erzdiözese Salzburg / Traub


1938

Titelseite der letzten Ausgabe der „Salzburger Chronik“ im Umfeld des „Anschlusses“.
ANNO/Österreichische Nationalbibliothek: Salzburger Chronik vom 11. März 1938, Titelblatt (Ausschnitt)


„Die wackeren Eisenbahner Österreichs haben ihren Aufruf, am kommenden Sonntag ein eindeutiges Ja für Österreich zu sprechen, in das wackere Wort gekleidet: Bahn frei für Österreich! Das ist der tiefe Sinn dieser Volksbefragung“, schrieb Chronik-Chefredakteur Leonhard Steinwender am 11. März 1938 auf der Titelseite. Es sollte die letzte Ausgabe der Salzburger Chronik sein. Bergstraße 12 erhielt folgerichtig sofort als eine der ersten Adressen Salzburgs eine Wache zugeteilt.6 Steinwender, der seit 1934 auch Werbeleiter der Vaterländischen Front war, landete (ebenso wie Lokalredakteur Karl Engel) im Gestapo-Gefängnis und schließlich im KZ Buchenwald.


Drei verbliebene Redakteure hatten im Auftrag der Nationalsozialisten bis zum 13. August mit der Arbeit an der Salzburger Zeitung fortzusetzen. Dann erschien die „Salzburger Landeszeitung“ als amtliches Organ der NSDAP in der bisherigen Druckerei des Salzburger Pressvereins.


Der Salzburger Volksbote brachte am 10. März 1938 noch eine Sondernummer mit der Parole „Rot-Weiß-Rot bis in den Tod!“ heraus. Zwei Tage später war das Blatt unter dem Herausgeber „NS-Gauverlag“ zum Presseorgan der Nationalsozialisten geworden.

1939

SS-Posten vor der Zaunrith’schen Druckerei in der Bergstraße.
Stadtarchiv Salzburg, Sammlung Franz Krieger


Die im Jahr 1935 vorgenommene Statutenänderung hatte zwar die befürchtete Auflösung des Vereins zu vermeiden vermocht, ermöglichte aber gleichzeitig seine problemlose Umbildung durch die Nationalsozialisten: Sie führten den Salzburger Pressverein einfach mit ihren eigenen Leuten weiter. Als neuer Obmann wurde Regierungspräsident und Gauhauptmann Dr. Albert Reitter eingesetzt, der wiederum dem Reichsleiter für die Presse der NSDAP in Berlin unterstand.


Am 12. November 1942 wurde die „Salzburger Druckerei- und Verlagsgesellschaft m.b.H.“ gegründet, deren Inhaber die reichsdeutsche Standarte-Verlags- und Druckerei-GmbH war, ein Zusammenschluss von 70 Gauzeitungsverlagen. Diese erwarb vom Pressverein das Haus Bergstraße 12, die Zaunrith’sche Druckerei sowie die der Druckerei und dem Pressverein gehörenden Anteile an der Firma „Werbezentrale Salzburg“. Der Vertrag hielt fest: „Beide Vertragsteile erklären, dass an diesem Rechtsgeschäfte kein Jude beteiligt ist.“ Der Kaufpreis betrug 847.000 Reichsmark (RM), wovon allerdings nur 47.000 RM bezahlt wurden. Die Buchhandlungen in Salzburg und Hallein wurden in „Buchhandlung Alpenwacht“ umbenannt.


Im Jahr 1944 erlitt die Druckerei zwei Bombenschäden, wodurch die Transformatoranlagen und die Garagen fast vollständig vernichtet und die Maschinenhalle schwer beschädigt wurden. Die Arbeit in der Druckerei war in den letzten Kriegsmonaten von einem grundlegenden Mangel an Fachkräften, Maschinen und Materialien geprägt. Dass zuvor Druckmaschinen verkauft, vertauscht und von anderen Standorten requiriert worden waren, hatte nach Kriegsende komplizierte wechselseitige Rückstellungsansprüche zur Folge.


Auch wenn zwischen 1937 und 1946 keine Mitgliederversammlungen stattfinden konnten, blieben die Gründungsintentionen des Salzburger Pressvereins aufrecht. Bundesrat Josef Rehrl fungierte ab 13. Juli 1945 als kommissarischer Leiter des SPV. In der Information Services Branch der amerikanischen Besatzungsmacht übernahm er am 20. Oktober 1945 „Permit S-4“, das zur Herausgabe der Salzburger Volkszeitung ermächtigte7. Die Zeitung erschien erstmals am 23. Oktober und knüpfte an die Salzburger Chronik an, die Wiederaufnahme des ursprünglichen Titels hatte man verworfen. In der 24. Generalversammlung am 16. November 1946 erhielten Daniel Etter und Dr. Franz Rehrl die Ehrenmitgliedschaft.


Die enteigneten Betriebe fielen 1945 nicht automatisch an den SPV zurück; vielmehr bedurfte es eines langwierigen Rückstellungsverfahrens. Erst am 30. August 1949 konnten die Salzburger Druckerei – deren Bezeichnung man beibehielt – und die anderen Vermögenswerte wieder in Besitz genommen werden.


In der Druckerei herrschte Sanierungsbedarf: Nicht nur zwei Bombenschäden hatten ihr arg zugesetzt, auch der Maschinenpark war durch vielfach unkundiges Personal schlecht gewartet worden. Zehn Maschinen waren nahezu 30 Jahre alt, zwei sogar über 40.


1947 starb Dr. Franz Rehrl. Sein Bruder Josef Rehrl wurde die treibende Kraft im SPV und blieb auch in seiner Funktion als Landeshauptmann „geschäftsführendes Vorstandsmitglied“, wie er seine Funktion selbst beschrieb. In diesem Jahr konnte die Druckerei erstmals wieder positiv bilanzieren. Auch der Verlag war erfolgreich: Der Salzburger Bauernkalender , der 1909 als „Salzburger Bauernbund-Kalender“ gegründet und seither in der Bergstraße produziert worden war, fand zwei Jahre nach Kriegsende mit 33.519 verkauften Exemplaren reißenden Absatz. Mit insgesamt 197 Beschäftigten zählte der Salzburger Pressverein beim Neubeginn zu den größeren Betrieben des Landes.

1953


Domdechant Daniel Etter lenkt den SPV als Obmann (1914–1952) durch die Wirren zweier Weltkriege.
Archiv der Erzdiözese Salzburg / Bertel, Pietzner


Trotz steigender Preise und Gehälter konnte man im Geschäftsjahr 1953 erstmals von einer beginnenden Normalisierung sprechen. Der erzielte Rohertrag beruhte je zur Hälfte auf dem Zeitungs- und Akzidenzdruck. Um über eine Million Schilling wurden leistungsfähigere Maschinen angeschafft, und eine (aus heutiger Sicht überaus großzügige) Betriebsvereinbarung sicherte den Pensionisten freiwillige Zuwendungen.

1954

In den Jahren des „Wirtschaftswunders“ entwickelt sich das Unternehmen „Salzburger Druckerei und Verlag“ zu einem ansehnlichen Großbetrieb.
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“. Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 33 / Archiv SPV


Im Jahr 1954 wurden im Verwaltungsgebäude die bis dahin von den Amerikanern besetzten Räume neu zwischen Salzburger Nachrichten und Salzburger Volkszeitung aufgeteilt. Ab sofort konnten auch die Sitzungen des SPV im eigenen Haus stattfinden.

1961

Bergstraße Ecke Priesterhausgasse Anfang der 1960er-Jahre.
Stadtarchiv Salzburg, Informationszentrum der Stadt Salzburg


Dipl.-Ing. DDr. Hans Lechner übernahm nach dem altersbedingten Rücktritt von Dr. Franz Forstner die Obmannschaft. Das Unternehmen „Salzburger Druckerei und Verlag“ war im Laufe der Jahre zu einem ansehnlichen Großbetrieb herangewachsen. Steigende Sozialbezüge und Zeitungsverluste beeinträchtigten jedoch die Betriebsentwicklung nachhaltig.

1963

Druck- und Verlagshaus Pustet, Sigmund-Haffner-Gasse 18. Im Jahr 1963 erwirbt der SPV die Verlagsdruckerei Anton Pustet vom Steirischen Pressverein „Styria“ mit dem reparaturbedürftigen Gebäude.
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“. Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 39 / Archiv SPV


Die Modernisierung der Setzerei und der Ankauf einer neuen Rotationsmaschine erforderten einen neuerlichen Erweiterungsbau. Um den Ankauf von 1.200 m2 zusätzlicher Grundstücksfläche finanzieren zu können, veräußerte der Vorstand die 1932 erworbene „Villa Hexerl“.


Im gleichen Jahr stand die gut ausgelastete, aber technisch veraltete „Verlagsdruckerei Anton Pustet“, die 37 Mitarbeiter*innen beschäftigte, zum Verkauf. Der SPV erwarb sie vom Steirischen Pressverein „Styria“ gemeinsam mit dem reparaturbedürftigen Gebäude in der Sigmund-Haffner-Gasse 18.

1964

Das ertragsmäßig unbedeutende „Lodron-Stöckl“ in der Dreifaltigkeitsgasse 13 wurde abgestoßen. In Bezug auf die Sigmund-Haffner-Gasse 18 gingen mit 1. Jänner 1964 alle Aktiva und Passiva, die Konzessionen für das Buchdruckereigewerbe und den Verlagsbuchhandel, die verkäufliche Buchbindereigerechtsame und die Konzession für den Handel mit Ansichtskarten bzw. kunstgewerblichen Gegenständen auf den SPV über.


Mit dem Erwerb der Firma Pustet verknüpfte der Vorstand die Hoffnung auf eine intensivere Verlagstätigkeit. Räume dafür bot das Pustet-Haus, auch das Vereinsbüro übersiedelte hierher

1965

Dr. Friedrich G. Kuhn überzeugte den SPV mit seinem Konzept eines „wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Verlages, samt Belletristik und Buchgemeinschaft“. Er erhielt einen Anstellungsvertrag für die betriebliche Führung des Zeitungs- und Buchverlages sowie für die Druckerei Pustet. Er führte zwar den Titel Verlagsdirektor, blieb aber mit seiner selbständig geführten Betriebsgruppe der Gesamtleitung von Direktor Dasch unterstellt.

1966

Mit dem Verkauf der „Werbezentrale“ vermochte man einen Teil der in den vorausgegangenen Jahren aufgenommenen Kredite zu tilgen. Es existierten nun mehrere Verlagssparten: Der Verlag Anton Pustet besorgte die wissenschaftliche Produktion, der Verlag der Salzburger Druckerei war für regionale Themen zuständig. Bei der geplanten Buchgemeinschaft „Neue Hausbücherei“ scheiterte Kuhn an deren Finanzierbarkeit, zumal er die übrigen österreichischen Pressvereine nicht zur Mitarbeit bewegen konnte. 1966 erfolgte auf Betreiben der Herausgeber die Übernahme der Verlagsrechte für das Österreichische Klerusblatt.

1967


Im Jahr 1967 tritt der langjährige Geschäftsführer und Direktor Max Dasch in den Ruhestand.
Stadtarchiv Salzburg, Informationszentrum der Stadt Salzburg


Am 30. März 1967 löste Dr. Franz Kläring als Obmann des SPV Landeshauptmann DDr. Hans Lechner ab. Ideelle wie materielle Chancen versprach sich der Vorstand von der Profilierung des Verlags Anton Pustet als Universitätsverlag.8 Der Verlag der Salzburger Druckerei wartete 1967 schon mit einem Jahresprogramm von 18 Titeln auf.


Ende Juni 1967 schied KR Max Dasch nach 50 Berufsjahren als Geschäftsführer und Direktor aus. Seiner Verdienste um den Druckereibetrieb wegen erhielt er die Ehrenmitgliedschaft im SPV. Dr. Kuhn übernahm die Gesamtleitung aller Betriebe und führte ab 1970 den Titel Generaldirektor.

1968

Die Salzburger Volkszeitung (SVZ) wurde mit dem Salzburger Volksboten, der Zeitung des ÖVP-Bauernbundes, zusammengelegt und erschien als Wochenzeitung. Auch als offizielles Organ der Salzburger ÖVP verblieb sie jedoch im Eigentum des SPV, der als Verleger das alleinige wirtschaftliche Risiko trug.

1971

Als Leiter der Verkaufsabteilung wurde Dr. Clemens Molnar eingestellt.


Ab 3. November 1971 erschien die SVZ wieder als Tageszeitung, büßte als Teil eines Zeitungsringes aber ihre bisherige redaktionelle Selbstständigkeit ein. Der SPV stellte weiterhin unentgeltlich die Redaktionsräumlichkeiten in der Bergstraße zur Verfügung und garantierte vertraglich einen finanziellen Zuschuss. Auch dem Österreichischen Klerusblatt wurde eine Ausfallshaftung zugestanden.


Ende 1971 lagen in den beiden Verlagen schon beachtliche 236 Titel vor, 150 davon in wissenschaftlichen Reihen.

1972

Betriebsbesuch der Salzburger Druckereien durch Bürgermeister Heinrich Salfenauer im Druckhaus Kiesel, Rainerstraße, und in der Salzburger Druckerei in der Bergstraße (Juni 1972)
Stadtarchiv Salzburg, Informationszentrum der Stadt Salzburg


Am 29. Mai 1973 übernahm mit LH-Stv. Michael Haslinger ein gelernter Steuerberater die Funktion des SPV-Obmanns.

1975

Durch die Übersiedlung der Salzburger Nachrichten wurden in der Bergstraße Räume für die SVZ, das Rupertusblatt und den Verlag Anton Pustet frei.

1977

Der SPV erwarb Anteile an der Wochenzeitung Die Furche. Dr. Clemens Molnar wurde mit Prokura ausgestattet und zum Stellvertreter des Generaldirektors bestellt. Mit Lifteinbauten, der Errichtung einer Papierlagerhalle und der Installation einer EDV-Anlage tätigte man wesentliche Investitionen.

1978

70-Jahr-Jubiläum des Salzburger Pressverein 1978, am Rednerpult Dr. Wilfried Haslauer (sen.).
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“. Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 53 / Archiv SPV

1980

Im Bereich Profanschulbuch entstand 1980 eine Kooperation sämtlicher Pressvereine, die unter der Bezeichnung „VNS – Verlegergemeinschaft Neues Schulbuch“ Unterrichtsmittel entwickelte, produzierte und vertrieb.9 Den Anstoß dazu gab die erfolgreiche Zusammenarbeit der Pressvereine im Interdiözesanen Katechetischen Fonds (IKF), dessen Hauptaufgabe in der rechtlichen und finanziellen Begleitung bei der Entstehung neuer Religionsbücher liegt.

1981

Die Umstellung der Satzherstellung auf Lichtsatz in der Druckerei stellte einen wichtigen Schritt zu einem leistungsfähigen graphischen Unternehmen dar und läutete den Abschied vom traditionellen Bleisatz ein. Natürlich eröffnete die neue Technologie den Zeitungsverlagen auf Sicht die Übernahme der Satzproduktion.


Der erste Band der achtbändigen Geschichte Salzburgs10 konnte nach mehrjähriger Vorarbeit beim Landessymposion der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

1983

Feierlichkeiten zu „75 Jahre Salzburger Pressverein“ in Maria Plain.
Archiv der Erzdiözese Salzburg / Autor unbekannt


Das 75-Jahr-Jubiläum des Salzburger Pressvereins wurde am 5. Dezember 1983 in Maria Plain begangen. LH Dr. Wilfried Haslauer würdigte den SPV als „geistiges und wirtschaftliches Vorbild“ angesichts der auf beiden Gebieten erbrachten Leistungen.

1985

Mit einem Drittel des Stammkapitals beteiligte sich der SPV an der „Buchzentrale Österreichisches Borromäuswerk GmbH“, die damals drei Buchhandlungen – eine davon die Dombuchhandlung – und den Versandbuchhandel umfasste.


Ende 1985 trat Dr. Clemens Molnar die Nachfolge von Dr. Friedrich Kuhn an und übernahm damit die Gesamtverantwortung für die SPV-Betriebe. Im Verlagswesen erfolgte eine Neuausrichtung auf populärwissenschaftliche Bücher und solche mit Salzburg-Bezug.

1987

Um den steigenden Anforderungen der Zeitungskunden hinsichtlich Produktionsgeschwindigkeit, Farbigkeit und Qualität zu entsprechen, beschloss der Vorstand den Ankauf einer Rollen-Offset-Maschine und die Errichtung einer weiteren Halle. Die Investitionssumme von 63 Millionen Schilling sicherte eine Verlängerung des Druckvertrages mit den Salzburger Nachrichten bis Mitte 1994.

1990

Präsentation der Umbaupläne für das „Pustet-Haus“ in der Sigmund-Haffner-Gasse 18. Architekt Klaus Franzmair erläutert die Umbaupläne.
Stadtarchiv Salzburg, Informationszentrum der Stadt Salzburg, Salzburg-Stadt Fotostelle


Die gesamte Verlagsproduktion mit Ausnahme der Schulbücher, die im Verlag der Salzburger Druckerei blieben, wurde im Verlag Anton Pustet konzentriert. Um den symbolischen Preis von einem Schilling verkaufte der SPV mit 30. Juni 1990 die Salzburger Volkszeitung an die ÖVP.



Die sechste Zeitungsdruckmaschine im Druckhaus Elsbethen (2002).
Hans Spatzenegger, „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“.
Geschichte des Salzburger Pressvereins. Salzburg 2003, S. 63 / Archiv SPV

1991

Nach 18 Jahren legte Michael Haslinger die Obmannschaft zurück; Altlandeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer wurde am 13. Juli 1991 zum Obmann gewählt. Das Vorhaben einer Buchhandlung im Pustet-Gebäude wurde gründlich erwogen, aber nicht realisiert, da für die angestrebte Überdachung des Innenhofes im Gebäude Sigmund-Haffner-Gasse 18 keine Genehmigung zu erwirken war.11

1992

Das überraschende Ableben von Obmann Dr. Haslauer am 23. Oktober 1992 erzwang eine neuerliche Übernahme dieser Funktion durch Dr. Franz Kläring, der im Sommer 1994 von Dr. Kurt Schmalzl abgelöst wurde.
Archiv SPV

1994

Das Ende des Druckauftrags der Salzburger Nachrichten am 30. Juni 1994 verringerte den Mitarbeiterstand der Salzburger Druckerei schlagartig um 45 Personen.12


Die SVZ konnte im Oktober 1994 wieder als Druckkunde gewonnen werden, ebenso ein Zeitungsverlag aus Bayern. Der Geschäftsführung gelang durch Rationalisierungs- und Einsparungsmaßnahmen, vor allem aber durch den überaus engagierten Einsatz der verbliebenen Belegschaft, ein ausgeglichenes Betriebsergebnis.

1998

Der Geschäftsgang erlaubte die Anschaffung zweier Bogendruckmaschinen. Da die Aufstellung einer neuen, leistungsfähigen Rotationsmaschine in der Bergstraße aus Platzgründen nicht mehr möglich war, fasste man den gewagten Entschluss, in Elsbethen einen zweiten Produktionsstandort für die Zeitungskunden zu errichten. Das dafür erforderliche Grundstück befand sich schon seit 1993 im Besitz des SPV.


Das Dienstverhältnis mit Dr. Clemens Molnar als Geschäftsführer wurde bis 1999 verlängert, Direktor Manfred Perger zu seinem Stellvertreter (mit dem Recht zur Nachfolge) bestellt.

1999

Den Rechenschaftsbericht bei der 67. Vollversammlung legte erstmals Generaldirektor Manfred Perger vor. Dem Baubeginn für das geplante Druckereigebäude in Elsbethen und der Bestellung der neuen Zeitungsdruckmaschine wurde zugestimmt.

2001

Dass der Umsatz mit Kleindrucksorten kontinuierlich zurückgegangen war, bedeutete mit Jahresende das Aus für die traditionsreiche Druckerei Pustet. Die zentrumsnahe Lage des Gebäudes legte seine kommerzielle Nutzung als Mietobjekt nahe, auch wenn dafür umfangreiche Sanierungs- und Umbaumaßnahmen erforderlich wurden.

2002

Die letzte Zeitungsrotationsmaschine, die in der Bergstraße 12 zwischen 1988 und 2002 in Betrieb war.
Archiv SPV


Die offizielle Eröffnung der neuen Zeitungsdruckerei in Elsbethen erfolgte am 14. Juni 2002. Die Investition in das Gebäude und die neue Druckmaschine erforderte die Aufnahme beträchtlicher Fremdmittel. Vor diesem Hintergrund stellte sich ein wünschenswert hoher Auslastungsgrad in der Zeitungsproduktion als besondere Herausforderung dar. Die Kündigung des Druckauftrags der SVZ zum Jahresende 2002 kam da besonders ungelegen.


Da Obmann Dr. Kurt Schmalzl seine Funktion zurücklegte, wurde der langjährige Geschäftsführer Dr. Clemens Molnar zu seinem Nachfolger gewählt.

2004

Trotz großer Anstrengungen im Bogen- und Zeitungsdruck war es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, die Druckereibetriebe wieder aus der Verlustzone zu führen. Der Vereinsvorstand bestellte im Herbst MMag. Gerald Klonner zum Geschäftsführer, der 2005 die Alleinverantwortung für alle SPV-Wirtschaftsbetriebe übernahm.

2005

Mit der Neuwahl des Vorstands trat Architekt DI Wilfried Haertl die Nachfolge Dr. Molnars als Obmann an. Die unter Klonner vorgenommenen Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung umfassten in diesem Jahr auch den Ankauf einer neuen, leistungsfähigen Ganzbogenmaschine mit Lackwerk.

2006

Durch den Erwerb von Anteilen wurde der SPV zum Alleineigentümer des Verlags Neues Schulbuch (VNS) und entwickelte neue, erfolgreiche Buchreihen13. Programmleitung, Lektorat und Vertrieb bezogen geräumigere Büroräume in Wien. Im Bogendruck gelang es, durch Kapazitätssteigerung erfreuliche Umsatzzuwächse zu erreichen. Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten in der Bergstraße umfassten größere Fassadenteile, Fensterstöcke und einen Teil der Dachfläche.

2007

Letztlich konnte allen Bemühungen zum Trotz der Entfall mehrerer großer Aufträge im Zeitungsdruck14 nicht durch den Akzidenzdruck kompensiert werden. Für eine wettbewerbsfähige Auftragsabwicklung erwiesen sich die räumlichen Voraussetzungen in der Bergstraße mit unpassender Infrastruktur und für Lkw-Transporte schwierigen Zufahrtsmöglichkeit zudem als ungenügend. Der SPV-Vorstand entschloss sich Ende 2007 schweren Herzens, seine beiden Druckereibetriebe stillzulegen bzw. zu veräußern.

2008

Für die Zeitungsdruckerei konnte die Geschäftsführung einen Käufer finden, mit dem ein nahtloser Betriebsübergang möglich wurde. Die Bogendruckerei wurde geschlossen, die Maschinen gerade noch rechtzeitig vor Einsetzen der Wirtschaftskrise zu akzeptablen Bedingungen verkauft. Auch der Ertrag aus dem Verkauf des aufstrebenden Schulbuchverlages diente der Tilgung von Krediten, die für Elsbethen aufgenommen worden waren. Ende 2008 stand der SPV vor der Entscheidung einer geeigneten Nachnutzung für ein in vielen Bereichen sanierungsbedürftiges Gebäude mit fast 6.000 m2 Nutzfläche, in dem seit 206 Jahren gedruckt worden war.15


2009

Eröffnung KunstQuartier, 20. Mai 2011. V.l.n.r.: SPV-Präsident Architekt DI Wilfried Haertl, Univ. Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner (Universität Salzburg), Univ. Prof. für Dramaturgie Dr. Christoph Lepschy (Universität Mozarteum) und SPV-Geschäftsführer Gerald Klonner.
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Die Möglichkeit, die Funktion eines innerstädtischen Gebäudes dieser Größe neu zu konzipieren, stellte sich abseits aller Herausforderungen als Chance dar, das Gutenberg’sche Erbe in zeitgemäßer Form fortzuführen. Wissenschaft und Kunst, Kultur und Medien, Bildung und Verlagswesen unter einem Dach zu vereinen, wurde vom SPV-Vorstand als Ziel definiert: Die Idee des KunstQuartiers Salzburg war geboren.


Im Jänner 2009 legte die Universität Mozarteum mit der langfristigen Anmietung großer Flächen im Erdgeschoß den Grundstein für die Entwicklung dieses Vorhabens, die Paris Lodron Universität Salzburg folgte mit dem Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst im Oktober 2009. Mehrjährige Umbauarbeiten waren nötig, um aus der ehemaligen Rotationshalle ein modernes Studiotheater mit allen erforderlichen technischen Einrichtungen und Nebenräumen zu machen. Seit März 2010 verfügt die Universität Mozarteum damit über einen exklusiven Spielort mit Modellcharakter, der für die Ausbildung eine wichtige Rolle spielt. Als Raum des Experimentierens, als öffentliches Labor der Abteilung Schauspiel und Regie nimmt das Theater im KunstQuartier längst einen festen Platz im Kulturleben der Stadt Salzburg ein.16


Rektor Dr. Heinrich Schmidinger, Eröffnungsansprache, 20. Mai 2011
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Der Kooperations-Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst (Universität Salzburg, Universität Mozarteum) bietet seit 2014 in drei Programmbereichen ein breites Spektrum an Lehrveranstaltungen, Symposien, Tagungen und Workshops an.


In der ehemaligen Buchbinderei fand – nach entsprechenden Umbaumaßnahmen – die Camerata Salzburg einen geeigneten Probenraum, FS1 Community TV Salzburg einen zentral gelegenen Sendestandort. Ein gänzlich verändertes, offenes Ambiente bietet der mit großem Aufwand um- und ausgebaute Maschinensaal der Salzburger Druckerei, seit er das Salzburg College beherbergt. Hier werden US-akkreditierte Bachelor- und Master-Studienlehrgänge als kompaktes Regelstudium angeboten.


SPV-Geschäftsführer Gerald Klonner übernahm nach dem Ausscheiden der langjährigen Verlagsleiterin 2009 zusätzlich die operative Verantwortung für den Verlag Anton Pustet und führte ihn räumlich mit dem Verlag der Salzburger Druckerei zusammen. Das schuf die Voraussetzungen für das dringend gebotene neue Dach auf dem Hauptgebäude, Maßnahmen zur Wärmedämmung und die Errichtung moderner Büro-Einheiten im 4. Obergeschoß. Zusätzliche Lifteinbauten ermöglichen nunmehr den barrierefreien Zugang in allen drei Stiegenhäusern, ein Personenleitsystem ermöglicht rasche Orientierung.


Seit der Schließung der Druckerei verfolgt der SPV das Ziel, dem Gebäude in der Bergstraße nicht nur als KunstQuartier eine neue Bestimmung zu geben, sondern auch optimale Arbeitsbedingungen für die Mieter*innen – über 30 Institutionen, Vereine, Firmen und Einzelunternehmen – zu schaffen und dauerhaft sicherzustellen. Das Engagement von SPV-Präsident17 DI Wilfried Haertl als Architekt und Rudolf Sams als Facility Manager ist unabdingbar für das Gelingen dieses Vorhabens.


Dass sich das KunstQuartier seit seiner Gründung zu einem Ort des Austausches und der Begegnung entwickelt hat, spiegelt sich auch in den Verlagsräumen wider. Autor*innen, Lektor*innen und Grafiker*innen entwickeln gemeinsam mit Marketing und Vertrieb ansprechende Sachbuch-Programme für den Verlag Anton Pustet. Interessierte Salzburger*innen nehmen regelmäßig das Angebot war, sich an Tagen der offenen Tür vor Ort ein Bild von der Entstehung eines Buches zu machen. Auch für Schulklassen, Bibliothekar*innen und Kooperationspartner*innen ist es reizvoll, sich aus erster Hand über Neuerscheinungen und die umfangreiche Backlist informieren zu lassen.18


Mit Spannung und Vorfreude wurde von Musikbegeisterten gegen Jahresende 2021 die Neueröffnung der Mayrischen Musikalienhandlung im KunstQuartier erwartet. Der Salzburger Pressverein ist besonders stolz darauf, damit einen weiteren Salzburger Traditionsbetrieb im Haus zu wissen, dessen Geschichte noch dazu eng mit der des Verlags Anton Pustet verknüpft ist.


Die Mayrische Musikalienhandlung im KunstQuartier (Aufbauarbeiten).
Archiv SPV

2023

Im März 2023 übernahm Frau Dr. Michaela Schachner die Leitung der beiden Buchverlage. Neben dem Haupteingang Bergstraße, gegenüber der Mayrischen Musikalienhandlung, entstand mit ANTON eine kleine, feine Verlagsbuchhandlung. Sie lädt nicht nur zum Schmökern in den Neuerscheinungen des Verlags Anton Pustet ein, sondern steht auch für Veranstaltungen zur Verfügung.

Die lange herbeigesehnte Neugestaltung und Pflasterung der Bergstraße wurde im Sommer 2023 in Angriff genommen und verspricht zukünftig ein deutlich attraktiveres Ambiente für den Kundenverkehr.
Die Modernisierung der Verlagsauslieferung ging einher mit der Vergrößerung des Buchlagers und dem Einbau eines neuen Lastenlifts. Bedingt durch die Insolvenz der Verlagsauslieferung Medienlogistik (Wiener Neudorf) übernahm der Verlag Anton Pustet im September 2023 wieder die Alleinauslieferung sämtlicher Verlagsprodukte im In- und Ausland.


Das Team des Verlags Anton Pustet

2024

Mit 1. Jänner 2024 folgte Michaela Schachner als SPV-Geschäftsführerin Gerald Klonner nach, der nach 19 Jahren in dieser Position in Pension ging.

Notizen


1 Die hier in gestraffter Form vorgenommene Darstellung der Gründung und Entwicklung des Salzburger Pressvereins stützt sich in weiten Teilen auf die Publikation „Der Kirche und der Gesellschaft zu dienen“ – Geschichte des Salzburger Pressvereinsvon Dr. Hans Spatzenegger (Salzburg 2003).


2 Salzburger Volksblatt, 20. 08. 1903.


3 Salzburger Wacht, Nr. 12, 1899.


4 Birgit Lenart, Österreichische Pressvereine und was aus ihnen geworden ist, phil. Diss., Salzburg 1982.


5 Die letzte Kronen-Banknote (Zehntausend Kronen) im Jahr 1924 hatte schon den Aufdruck „Ein Schilling“.


6 Ernst Hanisch, Gau der guten Nerven: Die nationalsozialistische Herrschaft in Salzburg 1938-1945, Salzburg 1997, S. 25.


7 Für die Salzburger Nachrichtenerhielten Max Dasch, seit 1937 Direktor der Salzburger Druckerei, und Dr. Gustav Canaval das „Permit S-1“. Am 23. Oktober erschien die Zeitung erstmals als unabhängige österreichische Tageszeitung mit durchschnittlich vier Seiten Umfang.


8 Genehmigung durch das Unterrichtsministerium vom 16. Juni 1967.


9 Diese Kooperation sollte sich wenige Jahre später auf die Verlage Herder, Verlag des Niederösterreichischen Pressehauses und Verlag der Salzburger Druckerei beschränken. 1997 stieg auch Herder aus, die beiden verbleibenden Partner übernahmen dessen Anteile.


10 Herausgeber: Dr. Heinz Dopsch und Dr. Hans Spatzenegger. Das Werk mit über 5.000 Seiten und 900 Abbildungen umfasst sechs Text- und zwei Registerbände und gelangte erst 1991 zum Abschluss. In diesem Jahr erschien vom Band I bereits die dritte Auflage.


11 Spätestens seit der beispielhaften Renovierung des Pustet-Hauses im Jahr 2004 darf man dankbar für das Scheitern dieses Plans sein.


12 Ein Großteil dieser Mitarbeiter wurde von den Salzburger Nachrichten in ihr 1991 fertiggestelltes Druckzentrum übernommen.


13 Das VNS-Programm umfasste Schulbuchreihen für Mathematik, Physik, Chemie, Geschichte und Sozialkunde, Biologie und Umweltkunde, Philosophie, Englisch, Französisch, Italienisch, Ernährung und Haushalt, Berufsorientierung sowie ein breites Spektrum an Zusatzmaterialien.


14 Die Gründe lagen im Eigentümerwechsel (mit eigener Druckerei) bzw. der gänzlichen Einstellung der betreffenden Medien.


15 Kaspar Zaunrith, der in der Eckebrecht’schen Buchhandlung gearbeitet hatte, erhielt am 28. Juli 1802 die Genehmigung für einen Druckereibetrieb. Beim verheerenden Stadtbrand am 30. April 1818 kam er tragischerweise in der Bergstraße 12 ums Leben.


16 Universität Mozarteum, Thomas Bernhard Institut.


17 Eine Aktualisierung der Vereinsstatuten machte aus dem früheren Obmann den Präsidenten, aus dem Finanzbeirat den Finanzreferenten.


18 Covid-19 hat diese erfreuliche Entwicklung unerwartet jäh unterbrochen.

Der Salzburger Pressverein hat größte Sorgfalt darauf verwendet, die Bildrechte gewissenhaft ausfindig zu machen.

Sollten wider Erwarten darüber hinaus begründete Forderungen bezüglich des Bildurheberrechtes bestehen, bitten wir um Kontaktaufnahme (Dr. Markus Weiglein, )